In diesem Blog erhalten Sie wertvolle Tipps, wie Sie die Herausforderungen der Museumsfotografie am besten meistern und so Ihren nächsten Museumsbesuch in eine beeindruckende Bildgeschichte verwandeln können.
Wenn Sie Interesse an den technischen Aspekten der Freistellung von Objekten in Photoshop haben, oder lernen möchten, wie Sie den Bildhintergrund defokussieren oder ganz austauschen können, dann empfehle ich Ihnen meinen Blog-Artikel: Skulpturen Freistellen - Step by Step zu perfekten Bildern
1) Einführung - Willkommen in der Welt der Museumsfotografie!
"Ein Museum zu besuchen ist nicht nur eine Reise in die Welt der Kunst und Kultur, sondern auch eine Möglichkeit, Momente und Emotionen durch die Linse der Fotografie festzuhalten." (ChatGPT)
Ob Sie sich nun für Kunst, Technik oder ein anderes Thema interessieren - es gibt heutzutage so viele hervorragende Museen, die mit ihren phantastischen Exponaten täglich ihre Besucher begeistern.
Beispiel: Museum of Modern Art in New York City
Man kann sich eigentlich nicht für Fotografie interessieren, ohne den Wunsch zu verspüren, zu erfahren, wie andere Menschen die Welt um sich herum wahrgenommen und künstlerisch interpretiert haben. Und fast jeder, den ich kenne, der in einem Museum oder einer Ausstellung ein interessantes Exponat sieht, zückt sofort sein Smartphone, um ein schönes Erinnerungsfoto zu schießen... (das man sich in der Regel nie wieder anschauen wird).
Anders sieht es aus, wenn man aus einem Museumsbesuch ein richtiges Fotoprojekt macht und mit entsprechender Ausrüstung, genügend Zeit und der richtigen Einstellung an die Sache herangeht.
Ich habe mir in den letzten Monaten einmal die Zeit genommen, die Glyptothek und das Museum für Abgüsse in München mit der Kamera zu besuchen. Die dort ausgestellten Skulpturen aus Gips und Marmor sind meiner Meinung nach wunderbare Motive für die Schwarzweißfotografie.
Und so gewinnen die fotografierten Motive durch die grundsätzlichen Qualitäten der Schwarzweißfotografie wie Zeitlosigkeit, Reduktion auf das Wesentliche, Abstraktion, Eleganz und Einfachheit.
2) Licht und Schatten in der Museumsfotografie
Einige Herausforderungen bei der Museumsfotografie
Betritt man in einem Museum einen Ausstellungsraum mit großartigen Exponaten, sieht man sich in der Regel mit einer Reihe von fotografischen Herausforderungen konfrontiert:
- Die Lichtverhältnisse sind nicht ideal - die Beleuchtung ist oft recht dunkel und besteht zudem häufig aus Mischlicht unterschiedlicher Farbtemperatur (z.B. natürliches Streulicht von außen plus Licht von Strahlern).
- Es ist nicht immer möglich, die gewünschte Perspektive einzunehmen, z.B. weil der verfügbare Abstand für eine Totale zu gering ist.
- Der Hintergrund ist zu unruhig, weil Leuchtschilder, Türrahmen, Wandbehänge oder Teile anderer Exponate mit ins Bild geraten (von den anderen Museumsbesuchern ganz zu schweigen...)
Die Kameraausrüstung
Für die Museumsfotografie ohne Stativ empfehle ich eine spiegellose oder digitale Spiegelreflexkamera mit guter Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen (Vollformat), um auch in schwach beleuchteten Umgebungen gute Ergebnisse zu erzielen.
Wenn Sie nur mit einem Objektiv fotografieren möchten, empfehle ich Ihnen die Verwendung eines vielseitigen Zoomobjektivs mit einem Brennweitenbereich von ca. 24 mm bis 105 mm und idealerweise einer Anfangsöffnung von f2,8.
Diese Objektive kombinieren eine gute Lichtstärke mit einem hohen Grad an Flexibilität, um sowohl ganze Skulpturen als auch Details präzise einzufangen.
Zusätzlich kann bei Verwendung einer Blende von f2,8 der Hintergrund defokussiert dargestellt werden, was sich positiv auf die Blickführung und die optische Freistellung des Hauptmotivs auswirkt - wie dies auch bei der Bildbearbeitung erreicht werden kann, wird weiter unten beschrieben.
Empfohlene Kameraeinstellungen
- Farbraum: [Adobe-RGB]
- Weißabgleich: fixe Farbtemperatur
(z.B. 5.600°K für Tageslicht). - Bildqualität: RAW und JPG Fine
- Integrierte Bildbearbeitung: [Monochrom]
Dadurch kann man schon auf dem Kameramonitor abschätzen, wie das Motiv in Schwarz-Weiß wirken wird. - Belichtungssteuerung: [Manuell]
- ISO-Automatik: [Ein]
Sie wählen Blende und Zeit und die Kamera ergänzt die passende ISO-Einstellung. - Autofokus Modus: [AF-A oder AF-C]
Entweder Automatik oder Continuous - Autofokus Messfeld: [Einzelfeld]
- Bildstabilisator: [Ein]
Aktivieren Sie die Vibration Reduction der Kamera oder des Objektivs. - Belichtungszeit: [1/100 bis 1/160]
Sie sollten aus der Hand verwacklungsfreie Aufnahmen machen können. - Blende: [f2.8 bis f8.0]
Je nach benötigter Schärfentiefe - Belichtungskorrektur: [bei Bedarf]
Perfekte Scharfstellung
Während man sich im Studio bei schwierigen Lichtverhältnissen oder kontrastarmen Motiven mit mehr Licht oder mit Fokus-Targets, die man auf oder neben das Motiv legt, behelfen kann, ist dies bei einem Museumsbesuch natürlich nicht möglich. Als besonders schwierig erwies sich gelegentlich das genaue Fokussieren auf Gipsoberflächen, wie z.B. bei Skulpturen im Museum für Abgüsse. In solchen Situationen sollte man nach markanten und kontrastreichen Teilbereichen suchen und gegebenenfalls auf eine Ersatzmessung zurückgreifen - also nach dem Motto "fokussieren und neu ausrichten".
Machen Sie im Zweifelsfall mehrere Aufnahmen und kontrollieren Sie die Schärfe in der 100%-Ansicht Ihres Kameramonitors.
Tipp
Wenn Ihre Kamera es zulässt, empfehle ich Ihnen, die Funktion [Back Button Focus] zu verwenden, bei der die Tasten für Scharfstellung und Auslösen voneinander getrennt sind. Dies ist eine professionelle Einstellung, die in der Praxis sehr hilfreich ist!
Korrekte Farben und Weißabgleich
Ein Museumsbesuch mit der Kamera ist natürlich nicht mit der kontrollierten Situation eines Shootings im Fotostudio vergleichbar. So ist es nicht einfach, bei Mischlicht oder farbigen Wänden, die das Umgebungslicht beeinflussen, die richtigen Farben zu treffen.
Wandelt man jedoch seine Skulpturenbilder in Schwarzweiß um, so wirken alle Bilder einer Serie wie aus einem Guss.
Für die SW-Konvertierung empfehle ich Ihnen das Programm/Plugin Nik Silver Efex von DXO.
Hoher Dynamikumfang
Besonders bei meinen Aufnahmen im Museum für Abgüsse herrschte draußen ein starker Wind, der große Wolken mit hoher Geschwindigkeit über den Himmel trieb. Drinnen machte sich das durch starke Helligkeitsschwankungen bemerkbar. Die Lichtverhältnisse wechselten von fast dunkel bis gleißend hell - was das Fotografieren der fast weißen Gipsstatuen nicht gerade erleichterte.
Sollten Sie einmal in eine solche Situation kommen, empfehle ich Ihnen, HDR-Aufnahmen (High Dynamic Range) zu machen. Verwenden Sie die [Bracketing]-Funktion, um in schneller Folge jeweils 3 Bilder mit -2 | 0 | +2 Blendenstufen aufzunehmen. Damit sind Sie dann später in der Bildbearbeitung bestens gerüstet.
Bildrauschen und Filmkorn
Während des Shootings in der Glyptothek ergaben sich folgende typische Belichtungseinstellungen: f5.6; 1/160 und
ISO 1.800. Aufgrund der relativ hohen ISO-Werte war das Bildrauschen zum Teil recht stark ausgeprägt. Obwohl es heutzutage hervorragende KI-basierte Denoising-Tools gibt (z.B.
Adobe Lightroom Classic), bleibt das Rauschen dennoch ein Problem. Ein einfacher Trick besteht darin, dem fertig bearbeiteten Schwarzweißbild etwas [Grain] hinzuzufügen. Da Schwarzweißbilder in
der Regel eh einen analogen Film-Look aufweisen, lässt sich das "Restrauschen" durch etwas zusätzliche Körnigkeit sehr gut kaschieren.
3) Auf der Suche nach den besten Motiven
Vielleicht ist das ja nur bei mir so...
Bei meinen Aufnahmen in der Glyptothek musste ich drei volle Runden durch das Museum drehen, bevor ich das Gefühl hatte, "fertig" zu sein. Aber inzwischen bin ich mir wohl auf die Schliche gekommen, warum es drei Runden waren.
Auf meiner ersten Runde war ich sehr stark damit beschäftigt, die Skulpturen "in ihrer Gänze" wahrzunehmen und fertigte fast ausschließlich Aufnahmen in der Totale an. Oft bin ich mehrmals um die Skulpturen herumgegangen um unterschiedliche Perspektiven auszuprobieren und die Wirkung des sich ändernden Lichteinfalls zu beobachten.
Erst in der zweiten Runde kümmerte ich mich verstärkt um die Details, machte Nahaufnahmen und probierte unterschiedliche Kompositionen aus.
Damit hätte ich es nun eigentlich bewenden lassen können - aber da war noch etwas anderes...
Es waren die Interaktionen der Besucher mit den Exponaten.
Also drehte ich locker noch eine dritte Runde und beobachtete, teilweise etwas versteckt, was sich da an "stummen Zwiegesprächen" zwischen den Menschen und Skulpturen so abspielte.
4) Die Macht von Maske und Ebene in Photoshop
Wenn ich mir nach einem Shooting im Museum zu Hause die Ergebnisse genauer ansehe, gibt es immer eine Reihe von Aufnahmen, bei denen Motiv, Bildausschnitt und Licht stimmen, aber der Hintergrund zu unruhig ist und den Betrachter zu sehr vom eigentlichen Motiv ablenkt.
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Trennung von Motiv und Hintergrund zu verbessern und so den Blick des Betrachters geschickt auf das Hauptmotiv zu lenken.
Die folgenden Parameter eignen sich gut, um die Bildtrennung zu verbessern:
- Farbe
- Helligkeit
- Schärfe
- Komplexität
Allen Ansätzen ist gemeinsam, dass das Motiv zunächst freigestellt werden muss, damit Motiv und Hintergrund voneinander getrennt und separat bearbeitet werden können.
Die dafür notwendigen Bildmanipulationen sind etwas aufwändig und müssen erst erlernt werden. Gelingt die Freistellung des Motivs jedoch gut, können Bilder mit einer ungleich stärkeren Bildwirkung erzeugt werden.
Adobe Photoshop stellt alle notwendigen Werkzeuge für das Freistellen und die Erhöhung des Bildtrennung zur Verfügung.
Wer sich etwas intensiver mit dem Thema "Freistellen und Hintergrund" beschäftigen möchte, dem empfehle ich das englischsprachige Video [How to Blur Backgrounds in Photoshop (With Selections)] von Cristi Kerekes.
Hier werden einige sehr wertvolle Konzepte vermittelt, die das Freistellen von Skulpturen, das Defokussieren von Hintergründen oder das Ersetzen des gesamten Hintergrunds erleichtern. Die Manipulation von Auswahlkanten finde ich besonders wichtig.
Eine weitere Möglichkeit zur Steigerung der Bildwirkung ist die Verwendung von "Negative Space". Hierbei wird durch das Hinzufügen von "leerem Raum" die Komposition vereinfacht, das Bild erhält mehr Ruhe und der Betrachter kann sich voll und ganz auf das Motiv konzentrieren (siehe den Kopf hier unten).
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Artikel einige wertvolle Anregungen geben.
Vielleicht nehmen Sie bei Ihrem nächsten Museumsbesuch nicht nur Ihr Smartphone, sondern auch Ihre große Kamera mit.
Wer weiß, welche faszinierenden Motive sich Ihnen dann bieten...
In diesem Sinne,
Ihr Ralph Oehlmann
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